ERSTE MARBURGER KINDERKONFERENZ: „MEINE STADT“
„Mit Kindern zu forschen, heißt täglich zu fragen, wie wir uns die Welt eigentlich wünschen, das
Unmögliche zu proben und das Größte stets mit dem Kleinsten in Verbindung zu bringen.“
(Forschungstheater Fundus Hamburg)
Wie Kinder sich die Welt wünschen, wissen Erwachsene scheinbar genau: Sie bauen Spielplätze „kindgerecht“, sie entwerfen Kinderkleidung, sie spielen Theater „so wie Kinder das brauchen“. Aber wo kommen Kinder eigentlich selbst zu Wort? Wo werden ihre Pläne umgesetzt und verwirklicht?
Da die zukünftigen Bewohner/ innen der Stadtviertel heute noch zum größten Teil Kinder sind, ist deren Einbeziehung dringend notwendig. Denn Beteiligung schafft Identifikation. Und Identifikation führt dazu, sich für den Raum, in dem man lebt, zu engagieren oder zumindest sich zu interessieren. Statt die Flucht ins Umland zu ergreifen, könnten wir beginnen, unseren städtischen Lebensraum unseren Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Dazu ist eine genaue Wahrnehmung von Plätzen, Strassen, Wohnvierteln erforderlich: Wo sind gefährliche Orte, wo zum Spielen oder Verweilen einladende? Wo kann ich überhaupt hingehen? Wo bleibt mir der Zutritt verwehrt? Und wie würde ich die Situation gerne verändern? Um über Bedürfnisse und Veränderungen nachdenken zu können, müssen wir erst eine Bestandsaufnahme machen: Mit Kamera und Aufnahmegerät ausgerüstet, ziehen wir los, unsere Stadt in Ton und Bild einzufangen. Das Sammeln von Eindrücken, Bildern, Ideen und Wünschen steht am Anfang unserer Arbeit. Wir führen Interviews mit anderen Kindern, bauen Modelle für konkrete Veränderungen, protestieren vielleicht in Sprechchören gegen zuviel Verkehr und hohe Mieten.
Das Mitdenken von Kindern in der Stadtplanung meint nicht nur zufälliges Abfragen von Wünschen, sondern aktive Reflexion der kindlichen Lebenswirklichkeit in selbst erarbeiteten Projekten. Das schließt künstlerisches und wissenschaftliches Forschen und Denken genauso mit ein wie kommunikative Prozesse in der Zusammenarbeit mit erwachsenen Entscheidungsträgern.
Dazu braucht es trotzdem Erwachsene, die als Anwälte/innen oder Moderatoren/innen, die die Ergebnisse des künstlerisch/wissenschaftlichen Labors ernst nehmen und sie nicht als „Kinderkram“ diskriminieren, sondern dafür sorgen, dass öffentlich gehört und wahrgenommen wird, wie Kinder Stadt erleben.
Theater als Ort für politische Debatten und öffentliche Auseinandersetzung ist der richtige Ort um die Ergebnisse der Kinder theatral zu präsentieren. Dabei bedienen wir uns aller zur Verfügung stehenden Mittel der Darstellung in Bewegung, Sprache, Bild und Ton.
Das Projekt startet im Februar 2016 mit einem Schnupper- und Kennenlern-Workshop am 19.3. um 11 Uhr im Theater im G-Werk mit allen Theatermacherinnen und allen Kindern. Danach können die Kinder sich für zwei der fünf angebotenen Workshops entscheiden. Von Februar bis Juli werden dann an mehreren dreistündigen Terminen Stadterkundungstouren unternommen, Stadtplaner getroffen, Beobachtungen aufgezeichnet, Hütten gebaut, Radio gemacht, Pläne entworfen, Sprechchöre geprobt. Im Juli werden die jeweiligen Beobachtungen und Erfahrungen dann bei der Ersten Marburger Kinderkonferenz für Freunde und Familie präsentiert.Eventuell könnte in einer dritten Projektphase (Herbstferien?) eine Bühnenversion erarbeitet werden, die dann für die Öffentlichkeit zugänglich wäre.
Beteiligte Künsterlinnen: Kim Willems und Kathrin Felzmann (FfM), Roland Siegwald (FfM), Daniel Schauf(FfM), ongoing project (Leipzig/Berlin), Ines Wuttke, Katrin Hylla.
Termine:
Erster Kennenlern-Workshop am 19. März 2016 von 11:00 – 15:00 Uhr im Theater im G-Werk, Afföllerwiesen 3a in Marburg
Weitere Termine:
Workshop 1 DAS MURMELTIER SAGT: „DER ORANGENE GERUCH DEINER STADT
IST NICHT SO LECKER.“
von Ongoing Project am:
16.04. und 17.04.2016 11:00 bis ??:00 Uhr
23.04. und 24.04.2016 11:00 bis ??:00 Uhr
Gemeinsam lernen wir die sozialen Unterschiede in deiner Stadt kennen. Drinnen und draußen bearbeiten wir den Stadtraum mit dem Aufnahmegerät und mit Buntstiften. Gemeinsam machen wir Ausflüge in die unterschiedlichsten Viertel von Marburg. Dabei erzählen wir uns gemeinsam Geschichten, treffen Gäste mit denen wir Interviews machen und malen zum Schluss auch noch mal alles bunt an.
Workshop 2 PLATZRADIO von Roland Siegwald am:
20. / 27.04.2016 von 14:00 bis 17:00 Uhr 20.05.2016 von 14:00 bis 17:00 Uhr
21.05.2016 von 11:00 bis 14:00 Uhr
Wir suchen uns einen Platz in der Stadt, von dem aus wir Radio senden, den Platz und alles was auf ihm geschieht beobachten und uns ausdenken, wie er noch sein könnte, wie er sich verändert wenn wir ihn zur Radioredaktion machen. Wer Spaß an Sprachspielen, Radio und Bewegung hat, sei herzlich willkommen!
Workshop 3 ANLEITUNG ZUM HÖHLENBAU
von Daniel Schauf am:
10.06.2016 15:00 bis 18:00 Uhr / 11.06.2016 11:00 bis 14:00 Uhr / 12.06.2016 12:00 bis 15:00 Uhr /
30.06.2016 14:00 bis 17:00 Uhr
Der Workshop Anleitung zum Höhlenbau beschäftigt sich mit selbstgebauten Hütten, erträumten Höhlen, versteckten Nestern. Im Workshop fragen wir nach Erinnerungen, Bauplänen und Regeln, die wir mit diesen Orten verbinden. Es wird gesucht, gesammelt, fotografiert, erzählt und am Ende in die Stadt gebaut- da wo wir es brauchen.
Workshop 4 RAUMSONDE KINDERSTADT
von Kim Willems und Kathrin Felzmann am:
28.04.2016 / 05.05.2016 / 12.05.2016 /
19.05.2016 immer 15:00 bis 18:00 Uhr
Hier werdet ihr zu Forschern eurer Parallelwelt! Dazu suchen wir mit euch eine Straße in Marburg, vermessen & fotografieren sie und phantasieren zusammen, wie diese Straße in eurer Wunschwelt aussehen würde. Dieser Phantasietag wird auf Band aufgenommen und über Kopfhörer für die Besucher hörbar gemacht. Dann bauen wir zusammen eine Raumsonde vor das Theater, in der Besucher auf euch als Forscher anderer Welten treffen…
Workshop 5 SOFAFORSCHUNG
von Ines Wuttke und Katrin Hylla am:
04.05.2016 / 11.05.2016 / 18.05.2016 /
25.05.2016 immer 14:00 bis 17:00 Uhr
Vom Richtsberg durch das Südviertel rollt unserSofa, ausgerüstet mit Forschungs-Equipment: Fernrohre, Messgeräte und Kameras. Was wir wissen wollen: Wer isst abends Chips vorm Fernseher? Würden Sie ein Tänzchen mit uns wagen oder mal aus dem Fenster jodeln? Wer macht mit in der rollenden Fernsehshow?
Intensivphase am 02.07. bis 06.07.2016
PRÄSENTATION AM 07.07.2016
ALLE ANGEBOTE SIND KOSTENLOS
Kooperationspartner:
german stage service, Afföllerwiesen 3a 35039 Marburg
Freie Schule Marburg, Gesamtschule Richtsberg
Projektleitung: Katrin Hylla (Theaterpädagogin, Schauspielerin, Regisseurin)
Das Projekt wird gefördert von KULTUR macht stark!
http://www.buendnisse.freie-theater.de/de/